Virgen ist eine bäuerlich geprägte Gemeinde. Wie in vielen anderen Orten hat sich die Landwirtschaft in den letzten 50 Jahren gewandelt. Der Ackerbau ist stark zurückgegangen. Viele Bauern haben die Landwirtschaft aufgegeben. Die Wiesen im Tal werden jedoch von den aktiven Landwirten flächendeckend bewirtschaftet, vornehmlich gemäht oder beweidet. Die Heuarbeiten können heute zu einem großen Teil maschinell ausgeführt werden. Bei der Bewirtschaftung der Steilflächen und speziell der Bergmähdern ist noch immer viel mühselige Handarbeit notwendig.

Die Virger Bauern haben sich seit jeher als erfolgreiche Viehzüchter ausgezeichnet. Zahlreiche Aus-stellungspreise geben Zeugnis davon. Eine untergeordnete Rolle spielt die Schaf- und Ziegenhaltung. Auf einigen Höfen werden noch Pferde, Schweine und Geflügel gehalten.

In Virgen gibt es derzeit 86 Tierbesitzer - der Gesamtviehbestand in Großvieheinheiten im Jahre 2018 betrug (Quelle: LW-Kammer Lienz):

- 1.680 Rinder

- 1.366 Schafe und Ziegen

- 30 Pferde

- 188 Schweine

- 587 Geflügel

Die Virger Feldfluren - eine Besonderheit

Als der Mensch vor ca. 3.800 Jahren die erste Dauersiedlung in den Osttiroler Tauerntälern anlegte, war die Gestaltung seines Lebens- und Wirtschaftsraumes an jene Grenzen gebunden, welche die Natur auferlegte. Erfindungsgeist, die Bereitschaft zu mühevollster Arbeit und letztendlich wohl auch das Gespür für die Belastbarkeit des Naturraumes haben vor allem im Virgental eine eindrucksvolle Kulturlandschaft entstehen lassen - bekannt als "Virger Feldfluren".

In den Virger Feldfluren blieb die alte Kleinstrukturiertheit erhalten. Hecken als lebende Zäune zwischen den Feldern und Klaubsteinmauern strahlen eine eigenartige, im Alpenraum sehr selten gewordene Faszination aus. Sie sind nicht nur als Kleinbiotope ökologisch besonders wertvoll, sondern auch aus kulturhistorischer Sicht bedeutend. In den 1990er Jahren war diese Landschaft durch eine großangelegte Grundzusammenlegung bedroht. Unsere Bauern haben zugunsten der Erhaltung auf diese verzichtet – so konnten die Virger Feldfluren erhalten bleiben. Mit dem Arge Alp Umweltpreis wurden die Virger Feldfluren als einzigartig in den Ostalpen ausgezeichnet.

Landwirtschaft und Vertragsnaturschutz

Die Wertschöpfung aus der Urproduktion der vergleichsweise kleinen Land- und Forstwirtschaftsbetriebe ist in den letzten Jahrzehnten derart gesunken, dass diese als Existenzgrundlage nicht mehr ausreicht. Die Landwirtschaft in der „alten Form“ ist unrentabel geworden. Viele haben im Zuge dieses Wandels in den letzten Jahrzehnten den Betrieb aufgegeben, einige haben auf Nebenerwerb umgestellt. Etliche Bauern sichern ihre Existenz durch ein bäuerliches Zusatzeinkommen ab (Urlaub am Bauernhof, Direktvermarktung, Maschinenring, Forstwirtschaft, Almausschank etc.)

Eine wichtige Einkommensgrundlage sind für die Bauern die Förderungen und Ausgleichszahlungen. Durch Vertragsnaturschutz z.B. durch das ÖPUL Programm, können wirtschaftlich wenig rentable Flächen und Bewirtschaftungsformen erhalten werden.

Almwirtschaft

Das Hauptaugenmerk in der örtlichen Landwirtschaft gilt der Rinderzucht, wozu die 74 Almen gute Bedingungen bieten. Auch Schafe und Ziegen werden im Sommer gealpt. Teils sind die Almen durch Güterwege erschlossen. Dadurch wurde die Bewirtschaftung vereinfacht und auch Bergwiesen werden wieder vermehrt gemäht. Die bewirtschafteten Almen sorgen für eine reizvolle gepflegte Kulturlandschaft, die charakterisierend für den alpinen Raum und speziell auch für das Virgental ist.

Früher haben die Bauern im Sommer auf den Almen die Kühe gemolken und die Milch zu Butter und Käse verarbeitet. Heute spielt die Milchwirtschaft dort eine untergeordnete Rolle. Einzelne Almen sind jedoch noch bewirtschaftet. Die Gottschaunalm, die Schmiedleralm und die Stuhleralm auf der Virger Sonnseite, die Merschenalm im Steinkastal sowie die Berger Alm in Welzelach-Berg betreiben eine Almausschank und laden zur Einkehr ein. 

Erwähnenswert dabei ist, dass der Nationalpark Hohe Tauern die Pflege der Almen, die Alpung und das Mähen der Bergwiesen für förderungswürdig hält und finanzielle Unterstützungen gewährt.

Obstanbau

Streuobstwiesen mit standortangepassten Obstsorten (Äpfel, Birnen, Kirschen, Marillen...) sind ebenfalls häufig in Virgen zu finden. Sie liefern qualitativ hochwertige Früchte und bieten gleichzeitig Lebensraum für viele Tierarten. Die Früchte werden verarbeitet – z.B. Schnaps, Marmelade oder kommen in die vom Obst- und Gartenbauverein betriebene Obstpresse (Obstsaft). Was nicht für den Eigenverbrauch verwendet wird, findet über den örtlichen Bauernladen oder direkt ab Hof Absatz.

Der Bauernladen

Bäuerinnen und Bauern aus der Region bieten Köstlichkeiten und handwerkliche Produkte im örtlichen Bauernladen zum Verkauf an. Der Laden wurde 1993 von einigen engagierten Landwirten/-innen gegründet. Mittlerweile beliefern schon an die 100 Mitglieder den Bauernladen Virgen, womit sich auch die große Produktvielfalt erklärt. Seit 2009 wird der Bauernladen als Verein geführt. Alle Geschäfte werden im Namen und auf eigene Gefahr der einzelnen Lieferanten getätigt, was bedeutet, dass auch die Einnahmen - abzüglich einer Provision zum Erhalt der Geschäftsstelle - den bäuerlichen Betrieben direkt zugute kommt. Erfolgreiche Geschäfte bedeuten also nicht nur zufriedene Kunden, sondern auch Produzenten, die so eine Anerkennung für ihre Mühen erhalten und gleichzeitig ihre Arbeitsstelle am Hof behalten können.

Neben den Gästen - besonders in den Haupturlaubszeiten - sind es vor allem die Einheimische aus Virgen und ganz Osttirol, die dieses reichhaltige Angebot schon seit Jahren zu würdigen wissen. Es zählen auch immer mehr junge Familien zu den Kunden und schätzen die Qualität, die sie geboten bekommen.

Forstwirtschaft

28 Prozent der Gemeindefläche von Virgen ist bewaldet. Wobei über die Hälfte als Schutzwald eine wichtige Funktion für die Sicherung des Siedlungsraumes darstellt. Dies bedeutet für die Waldbesit-zer auch eine große Verantwortung (Verjüngung, Aufforstung, Jungwaldpflege etc.). Holz wird zu einem großen Teil für den Eigenverbrauch (Brennholz und Bauholz) oder z. B. für den Betrieb der Nahwärmeversorgungsanlage („Dorfwärme Virgen“) verwendet. Die Forstwirtschaft ist für viele Landwirte aber auch ein Nebeneinkommen. Der Gesamteinschlag von ca. 5.000 Festmeter pro Jahr stellt einen geschätzten Wert von ca. 400.000 Euro dar. 

Statistik:
Gesamtwaldfläche in der Gemeinde:    2.592 ha,
davon:    

- 522 ha Wirtschaftswald (WW+WS2)

- 938 ha Schutzwald im Ertrag

- 1.089 ha Schutzwald außer Ertrag

- 43 ha Nichtholzboden

Aufteilung Ertragswald: 668 ha Gemeinschaftswald (Agrargemeinschaften), 792 ha Privatwald